Anfangs hatte ich großen Respekt davor, mich hier alleine von A nach B zu bewegen. Zuerst kannte ich mich nicht gut genug aus, um alleine durch Ofinso zu latschen. Aber auch nachdem ich mich langsam in der Umgebung zurechtgefunden habe, bin ich doch lieber mit Lukas unterwegs gewesen. Die Menschen nehmen an, dass wir zusammen oder sogar verheiratet sind und man hat jemanden zum Quatschen, um nicht so viel angequatscht zu werden.
Weiß und eine Frau. Das ist das, was viele hier sehen. Man wird nach Geld gefragt, bekommt Heiratsanträge und viele wollen einen direkt nach Deutschland begleiten. Oft ist das Ganze mit einem Lachen beider Seiten verbunden und man kommt mit einem fixen Witz aus der Sache raus. Manchmal begegnet man allerdings jemandem von der penetranteren Sorte. Man wird direkt nach seiner Nummer gefragt oder es wird darauf bestanden, einen zu begleiten. Mit bösen Hintergedanken ist das wahrscheinlich selten verbunden, trotzdem bedrängt mich die Direktheit der Menschen manchmal.
Als Lukas krank war, blieb mir allerdings kaum eine andere Wahl. Wir brauchten schließlich Kekse und ich hatte Bock auf Ananas. Und vor allem wollte ich mich nicht immer in meinem Zimmer oder hinter Lukas verstecken. Im Nachhinein scheint es so banal, aber in dem Moment war es ein großer Schritt alleine loszugehen (bzw. mit meinen treuen vierbeinigen Begleitern!). Dieser kleine Trip hat mir einen großen Teil der Angst genommen. Grundsätzlich sind Menschen doch ganz lieb, auch wenn die Kommunikation nicht so einfach ist.

Die nächste Herausforderung war dann die Fahrt nach Kumasi. Fürs Fußballspiel Asante Kotoko (Kumasi) gegen RC Kadiogo (irgendeine Mannschaft aus Burkina Faso) waren wir mit einigen anderen Freiwilligen zum Stadionbesuch verabredet. Mit Lukas krank im Bett, hab ich mich also alleine auf den Weg gemacht. Obwohl wir vorher schon mit dem Trotro nach Kumasi gefahren sind, haben wir dort nie die Taxis/Dreiräder genutzt und auch zurück nach Ofinso sind wir nie mit dem Trotro gefahren. Ich musste mich also irgendwie allein durchkämpfen und trotz großem Respekt wusste ich, dass es vielleicht ganz gut ist über meinen eigenen Schatten zu springen. Eine Trotropanne am Straßenrand, Straßenverkäufer mit starkem Überzeugungswillen, Taxipreise á la „Oburoni-price“, holprige Fahrten und offene Gefährte mit drei Rädern, gehören da auf jeden Fall dazu. Als Belohnung wurden leckere Bratnudeln mit Gemüse ( ja, Frisches ist hier eine Seltenheit) vernascht und das tatsächlich sehr schwache Fußballspiel in der Hitze genossen. Mit meiner frisch erworbenen Fahne und einem Luftballon für die Kiddies ging es bei Sonnenuntergang dann zurück. Damit war dann auch die letzte Hürde überwunden. So schlimm ist es dann doch nicht alleine unterwegs zu sein.
