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Voltaregion.

22. Mai 2023

Der letzte große Punkt auf der Ghana-Bucketlist: Volta Region. Je mehr Zeit ich in Ghana verbringe, desto mehr verliebe ich mich. Je mehr ich vom Land sehe, desto beeindruckter bin ich. Von wunderschönen Stränden und ruhigen Seen, über beeindruckende Berglandschaften, hin zu flachen, endlosen Landschaften hat Ghana alles. Wenn man aus dem Fenster des Busses schaut, sieht man, wie die Welt draußen sich stetig verändert. Von Dorf zu Feld zu Städtchen zu Wald.

Unsere Reise begann mal wieder früh morgens. Um 5 wurde ins Trotro gestiegen, um dem dauerhauft stockenden Verkehr in Kumasi davonzufahren. Doch auch um 7 ist schon die Hölle los in der wimmelnden Millionenstadt. Kaum aus dem Trotro gestiegen kommen von links und rechts die Taxi und Tuctuc Fahrer. Wir haben uns dran gewöhnt. Wir kennen die Preise. Wir wissen wo lang. Mit dem mittlerweile vertrauten „V.I.P Bus“ geht es zunächst nach Accra. Ein kurzer Dip in den Pool des Hostels und dann wird auch schon das Café aufgesucht. Der langersehnte Käsekuchen tut der Seele richtig gut, meinem Magen allerdings weniger. Auf die ebenfalls langersehnte Pizza muss ich vorerst verzichten. Schließlich muss mein Magen für den nächsten Tag durchhalten.

4 Stunden Trotro, 30 Minuten Motorrad-Trip und ein kleiner Spaziergang sind es bis nach Ada Foah, die Mündung des Volta Rivers. Rechts das Meer, links der Fluss. Geschützt vom stürmischen Meer, dem Wind und jeglicher Zivilisation, sitzen wir am Wasser, schlürfen Kokosnüsse und überlegen, ob wir es wohl schaffen, zu den kleinen Inseln im Fluss zu schwimmen. Zwei Tage Ruhe, Frühbaden und leckere Yam. Die kleinen Schlafhütten heizen sich gut auf, dafür wird der Schlaf in den Hängematten unter Palmen nachgeholt. Nach dem Schul-Term wohlverdient.

Ein kleines Müllproblem und ein schöner Lösungsansatz

Weiter geht es mit dem Boot. In einem kleinen Holzboot werden wir mitgenommen, geschützt unterm Sonnensegel genießen wir die Fahrt entlang kleiner Inseln mit idyllischen Dörfern. Wir haben Glück, Mittwoch ist Markttag in Anyanui. Der Markt ist anders. Ruhiger, übersichtilicher, entspannter. Überdachungen aus getrockneten Bananenblättern zusammen mit dem Sandboden ergeben das perfekte Strandmarkt-Bild. Wir kaufen Bohnen, Mehl und ein paar Früchte. Denn die nächsten Tage wird selbst gekocht! Mit dem Taxi geht es 40km weiter in den Osten, zurück an den Ort, an dem ich 7 Monate zuvor meinen ersten Urlaub genoss. Als alles noch so neu war. Als der fehlende Supermarkt noch ein großes Problem darstellte. Als man noch unsicher war, wann man verhandeln sollte und wann der Preis schon stimmte.

Keta war zum Genießen. 3 Tage auf sich gestellt sein. Keine Gastfamilie, kein Hostel, dafür eine Küche, ein Tisch und ganz viel Freiheit. Großes Frühstück mit Pancakes, Avocado und Kaffee. Entspannte Tage mit Marktgängen, Strandspaziergängen und Surfversuchen in der starken Strömung. Lange Abende mit Tanz-sessions beim Kochen, Musik beim Abwaschen und vielen Lachern dazwischen. Über uns wohnte eine schwedische Familie. Für sechs Monate hat sie eine Auszeit in Ghana gemacht. Drei Kinder im Gepäck haben sie Job und Schule nach Ghana verlegt und die Community hier am Strand über die Zeit mit Fußballtoren, Volleyballnetzen, einem Basketballplatz und Body- und Surfboards zum Leben erweckt. Bald würde es für sie zurück in ihren Alltag gehen. Zurück nach Schweden, während es für uns erstmal nur ein Stückchen in den Norden ging.

Unsere Kochkünste: Links eine „Gobe“-Abwandlung mit Chapati und Avokado. Rechts Yam und Süßkartoffeln mit Groundnut-Gardenegg-stew

3 Stunden Taxi durch den Regen, 2 Stunden Trotro in die Berge und noch einmal 20 Minuten Taxi bis zu unserer Unterkunft. In den nächsten Tagen werden Berge erklommen und Wasserfälle bestaunt. 6 Stunden steil bergauf und wieder bergab führen uns zu den Wli Wasserfällen. Die größten Wasserfälle Westafrikas. Einfach beeindruckend. Nicht nur die Wasserfälle an sich, sondern alles. Die endlos grüne Landschaft unter einem. Die scharf frisierten Berge um einen herum. Die eine Straße, die sich durchs Grün schlängelt. So habe ich mir Ghana nicht vorgestellt und doch übertrifft es alle Erwartungen. Mit zitternden Beinen, einem erschöpften Körper, aber einem vollen Herzen, genießen wir am Abend bei Kerzenschein, Regen und Stromausfall, Fufu und Red Red. Was gibt es besseres? – Die Tagbo Falls.

Eine große Wanderung machen meine Beine nicht nochmal mit, aber 45 Minuten durch den Regenwald muss gehen. Entlang eines Baches, immer entgegen dem lauter werdenden Plätschern des Wassers, bis wir auf einer kleinen Lichtung landen. 60 Meter fällt das Wasser in das kleine, fast runde Becken. Die Steinwände sind grün bedeckt. Manchmal lugt sogar eine Blume hervor. Der Bikini wird ausgepackt und schon stehen wir unter dem prasselnden Wasserfall. Niemand ist hier außer uns. Ich komme mir vor wie in einem Traum. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ist das real? Auf dem Rückweg fängt es an zu regnen. Durch den Regen fahren uns die Motorräder zurück zum Hostel. Wir werden gefragt, ob wir anhalten wollen. Nicht notwendig. Also wird beschleunigt. Der Regen prasselt auf uns ein wie noch vor ein paar Minuten der Wasserfall. Wieder sind wir erschöpft und dazu durchnässt, doch glücklicher denn je.

Leider müssen wir die Berge hinter uns lassen. Nach einem Zwischenstopp in Peki, in einem kleinen Hostel mitten im Nirgendwo mit unfassbar leckerem vegetarischen Essen, geht es an den Volta-river, leicht südlich vom Damm. Die Trotros nehmen uns direkt vom Straßenrand bis hierhin mit. Wir fühlen uns hier wie auf einem Campingplatz direkt am See. Rasen und eine kleine Bootanlage geben uns ein letztes Mal Zeit zum Durchatmen und Baden. Unterm Sternenhimmel lassen wir uns treiben und es ist der perfekte Abschluss unserer Rundreise.

Nach einer etwas turbulenten Nacht, kehren wir zurück nach Accra. Diesmal darf ich die Pizza aus dem Steinofen mitgenießen und die Vorfreude war es wert. Während die Anderen sich am nächsten Tag auf den Rückweg nach Offinso machen, lege ich noch einen kleinen Zwischenstopp in Obomeng ein. Eines der größten Festivals findet hier über Ostern statt und das muss natürlich mitgenommen werden. 3 Tage wenig Schlaf, viel Tanzen und tolle Menschen. Dann ging es nach 2 Wochen Reisen auch für mich wieder zurück in den Alltag, zumindest für ein bisschen.

Unsere Route: