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Essen.

20. Oktober 2022

Sehr wichtiges Thema! Ich würde behaupten, dass ein großer Teil meines Wohlergehens an dem hängt, was ich tagtäglich verspeise. Und nicht nur, weil ungeiles Essen zu ungeilem Bauchgrummeln führt, sondern vor allem, weil leckeres Essen einfach alles besser macht.

Vor der Ausreise wurden wir schon gewarnt, dass sich unser Magen erstmal an die Umstellung gewöhnen muss und das kann ich bestätigen! Auch die Zunge hatte Anfangs enorm mit der Schärfe zu kämpfen. Die ein oder andere Schweißperle ist da durchaus geflossen. Meine nicht existierende Schärfetoleranz macht es echt nicht einfacher, aber ich hoffe, dass die sich über das Jahr hier ein wenig trainieren lässt. Am Schwitzen bin ich schonmal.

Grundsätzlich werden wir von Mama Ruth und ihrem Feuerchen fleißig bekocht. Sie hat mir am Anfang einmal gesagt: „our food is always something with something. Your food is a lot more complex!“ („unser Essen ist immer etwas mit etwas. euer Essen ist viel komplexer!“) und das beschreibt es ganz gut. Eine Kohlenhydrate-Basis und eine Soße. Einfach aber absolut ausreichend.


Morgens gibt’s Tee (mit leichter Rauch und Asche-note) und dazu ein Stück Sugarbread, was einem Milchbrötchen ähnelt. Um einen kleinen deutschen touch reinzubringen, gibt es neuerdings gekochte Eier dazu. Vor allem, wenn wir unter der Woche gegen 7:30 frühstücken, die Mittagspause aber erst um 12 beginnt, braucht der Körper doch etwas mehr Energie.

Mittags gibt es Reis. Reis mit roter Soße, Reis mit grüner Soße, jollof Reis oder ganz selten auch mal Reis mit brauner Soße. Rote Soße aka Tomatensoße ist unser Favorit. Die ist zwar gerne auch mal scharf und ist immer mit ein wenig Fisch verziert, aber mit der kann man nie etwas falsch machen. Die braune Soße ist auf Erdnuss-Grundlage und bekommt den zweiten Platz in meinem Ranking. mit ein paar Zwiebeln sehr gut zu genießen. Die grüne Soße ist zur Abwechslung auch ab und zu okay (das würde Lukas nicht unterschreiben!), aber meistens etwas geschmacklos. Sie wird aus Contumbre Blättern gemacht, sehr ähnlich zu Spinat. Jollof Reis ist das einige Essen, weiß komplett fertig gemixt ist. Der Reis wird direkt mit der Soße gekocht und das ist ein absoluter Genuss! Während die Kinder gerade mal eine Hand voll Reis bekommen, ist unser Teller auf jeden Fall ausreichend, um satt zu werden.

Reis rot und Reis grün

Abends haben wir dann entweder Glück oder es gibt wie meistens T.Z. (tuo zaafi) oder Fufu. Ich präferiere Fufu, Lukas mag T.Z. lieber, aber wir sind uns einig, dass wir nichts gegen ein bisschen mehr Abwechslung hätten. Beides wird mit den Fingern gegessen (naja, eigentlich wird hier alles mit Fingern gegessen oder aus Tüten gequetscht, aber wir bekommen für den Reis doch glücklicherweise noch Gabeln). Am Anfang war es ungewohnt, vor allem, weil die Hygiene-stimme im Kopf doch sehr laut wird und ohne warmes und fließendes Wasser auch nicht so wirklich beruhigt wird, aber es wurde sich schnell an schmierige Finger und Essen unter den Fingernägeln gewöhnt. Mittlerweile mag ich diesen Teil der Kultur sogar gerne.
Wichtig ist aber: Immer mit der Rechten Hand essen!!!

Links: T.Z. Mitte: Fufu Rechts: Rice ball


Auch bei T.Z. und Fufu gibt es bessere und schlechtere Suppen. Für Fufu ist ‚light soup‘ mein Favorit und bei T.Z. ist es eine braune Suppe, die im Gegensatz zu den anderen weniger schleimig ist.
Wenn wir Glück haben, gibt es Rice-balls mit Erdnusssuppe (Lukas‘ Lieblingsessen) und wenn wir richtig Glück haben, gibt es mein Lieblingsessen: Yam. Yam ist verwandt mit den Kartoffeln und wird meistens mit einer Soße aus Contumbre Blättern gegessen. Genuss! Einmal hat Ruth eine Soße aus Zwiebeln und anderem Gemüse gezaubert. Doppelter Genuss!

Yam, Yam und noch mehr Yam!

Von meinem Vegetarismus musste ich mich hier recht schnell verabschieden, aber das war keine Überraschung. Kein Tag vergeht ohne Fisch und mit Hinblick auf meinen Protein- und Eisenhaushalt ist das vielleicht gar nicht so schlecht. Meine Haare wollt ich doch gerne behalten.