Schon Zuhause in Deutschland habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich meine freie Zeit hier in Ghana nutzen möchte und vor allem, wie ich Musik mit nach Ghana nehmen kann. Cello und Klavier waren schnell vom Tisch, aber eine Gitarre war durchaus möglich. Ich wusste, um durch dieses Jahr zu kommen brauche ich meine Klimperabende oder auch gemeinsames Singen mit den Kindern. Ich muss Musik machen können.
Also habe ich sichergestellt, dass man hier irgendwo eine Gitarre bekommt und habe mich seit Tag eins auf den Moment gefreut, wenn ich endlich meine eigene Gitarre in den Händen halten kann. Ganz so einfach war das nicht. Hier in Offinso gibt es Betten, Schüsseln, Ventilatoren und das Nötigste zum Essen, aber leider keine Musikinstrumente. Mahama war von Anfang an on Board und hat den Kindern schon begeistert von meiner Idee erzählt. Als dann die Ferien um eine Woche verlängert wurden, habe ich meine Chance ergriffen und einen Trip nach Kumasi angekündigt.
Mit einem sehr guten Freund von Mahama, „Baba the driver“, ging es auf die Reise. Anderthalb Stunden später standen wir vor einem Paradies: Drumsets, Pianos, Verstärker, endlos viele E-Gitarren und eine einzige Akustikgitarre. Dunkelrot, absolut verstimmt und verstaubt, aber das Beste, was ich mir hätte vorstellen können. Mir war von Anfang an klar, dass ich die Gitarre für jeden Preis mitgenommen hätte, aber so läuft das hier nicht! Es muss verhandelt werden. Und das ist (noch) nicht meine Stärke. Mahama war beschäftigt mit den fünf anderen Verkaufsleuten ein Kaffeekränzchen zu halten und ich war noch nie so verloren. Nachdem die Gitarre zwanzig Mal in meinen Händen gedreht und ausführlich begutachtet wurde, habe ich mein Bestes gegeben und hey, von 700 cedi (70€) konnte ich den Preis auf 600 (60€) herunterhandeln (zumindest mit ein wenig Unterstützung). Wahrscheinlich hätte man auch noch deutlich günstiger gehen können, aber naja, ich hab ja noch ein wenig Zeit mich zu verbessern. Ein passend rotes Capo wurde auch noch komplett überteuert dazugepackt und ich war glücklich.

Es wurde noch Plantain (Kochbanane) mit Bohnen vernascht und wir haben uns mit dem Auto durchs Chaos gekämpft. Meine Suche nach lesbaren Büchern ist leider kläglich gescheitert. Dafür darf man dann halt in irgendeiner Hinterstraße für zwei Stunden im Stau stehen… alles halb so schlimm. Das Wichtigste ist sowieso: ich habe eine Gitarre. Und mit der in meinem Schoß hätte ich noch drei Stunden länger im Stau stehen können.