So ein Freiwilligendienst bringt leider auch eine große Mange an Organisation mit sich. Der Großteil wurde natürlich schon von Zuhause geregelt, das Verlängern unseres Visums musste allerdings von hieraus passieren. Um also alle nötigen Dokumente, inklusive unseres Reisepasses, sicher zu unserem Mentor in Accra zu bekommen, haben wir uns für die persönliche Lieferung entschieden. Da wir die Kinder in der Schule nicht alleine lassen wollten, stand ein Wochenendtrip mit ordentlich viel Busfahren an. Schlafen war Fehlanzeige. Freitagabend nach einem leckeren vegetarischen Burger in einem schönen Restaurant mit Live-Band in Kumasi ging es mit dem Bus über Nacht nach Accra. Leider haben wir nicht mit eingerechnet, dass die tagsüber 7 Stunden lange Fahrt sich in der Nacht auf 4 bis 5 reduziert. Nach einer Nacht mit kalter Klimaanlage, ruckelndem Bus und somit höchstens zwei Stunden Schlaf, standen wir nachts um halb vier in Accra, ohne eine Ahnung zu haben, wohin jetzt mit uns. Still und ausgestorben war es dort zwar absolut nicht, aber ein wirklich netter Ort zum Ausruhen und Frühstücken ist schwer zu finden. Erst recht um vier Uhr morgens. Auf die Öffnungszeiten in Googlemaps ist dabei nicht gerade Verlass, haben wir festellen müssen. Erst gegen 6 haben wir herausgefunden, dass es ein Café in Osu, dem touristischen Viertel Accras gibt, welches tatsächlich rund um die Uhr offen hat und auch noch nett aussah. Mit dem Taxi ging es also Richtung Kaffee, Omlett und gemütlichen Sofas.

Nach ein wenig Ruhe und Verwöhnung wurden die Dokumente gegen 11 bei Chris in der Schule abgegeben und für uns ging es weiter Richtung Weija im Westen Accras. Über Kontakte aus Hamburg haben wir uns hier mit Ajele getroffen, eine unfassbar liebe ghanaische Dame, die 15 Jahre in Deutschland gewohnt hat und sich vor knapp 20 Jahren dann ihr Nest wieder hier aufgebaut hat. Ein schönes Haus mit hohen Decken, einem bewucherten Garten mit allem was man braucht (inklusive einem Avocadobaum!!!!), eine funktionierende Toilette und ein Sofa, was nur so auf unseren Nap gewartet hat. Es gab ein halbes Buffet nur für uns und auf den Salat gab es sogar Crema Balsamico aus Deutschland. Nach unserer Mittagsstunde wurde dann noch ein kurzes Kaffeekränzchen mit Spekulatiuskeksen eingelegt, bevor es gegen 18 Uhr für uns weiter Richtung Accra Mall ging.

Die Accra Mall ist eine Welt für sich. Weiße sind nichts ganz Außergewöhnliches. Es gibt feste Preise, Pizza, Kartenzahlung und Klarmotten, die keine Gucci Nachmache sind. Es scheint so, als hätten die Leute dort auch mal ein wenig Zeit bzw. Geld für Freizeit, anders als bei uns in Ofinso. Mit zwei weiteren Freiwilligen, die wir in der Mall aufgegabelt haben, ging es mit dem Nachtbus dann wieder zurück nach Kumasi. Das Spitzenspiel Asante Kotoko (Kumasi) vs. Hearts of Oaks (Accra) stand auf dem Plan. Um 15 Uhr war Anpfiff. Um vier Uhr standen wir in den dunklen Straßen von Kumasi. Gute 11 Stunden vor Anpfiff. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich meine Pünktlichkeit hier verbessere.
Anders als in Accra war es still. So still wie ich es hier nichtmal in meinem eigenen Zimmer um 4 Uhr morgens erlebt habe. Nichts war los auf den Straßen. Niemand schien von Samstag Abend durchgefeiert zu haben und die ganzen Stände, die sonst die Straßen und Bürgersteige einnehmen waren abgebaut oder leergefegt. Trotz wenig Schlaf war es traumhaft durch diese leeren, friedlichen Straßen zu wandern. Wie ein Schwamm habe ich die Atmosphäre aufgesaugt.

Wir haben uns dann doch nochmal für ein kleines Nickerchen auf einer Mauer entschieden, bevor wir mit Sonnenaufgang Richtung Kumasi City Mall weitergelatscht sind, um pünktlich um 7 ins Café zu stürzen (bzw. nachdem es 20 Minuten später geöffnet hat). Mit nem Frappochino und nem Smoothie im Magen lässt sich doch einiges einfacher überstehen. 5 Stunden haben wir im Café die Sitzbänke eingenommen und den Luxus genossen, bevor wir unsere Stadiontruppe im nächsten Restaurant komplett gemacht haben. Fahnen, Trikots und Schals mussten natürlich noch angeschafft werden, damit wir dann ein sehr spannendes Spiel mit hammer Stimmung genießen durften. Leider nur ein 1:1, trotz einem deutlich besseren Spiel von Kotoko, aber das Highlight waren sowieso die Snacks.

So, und nach gefühlt zwei vollen Tagen auf den Beinen, zwei fetten Busfahrten, fünf Trotros und unfassbar vielen Taxis war die Reise dann auch mal vorbei und am Sonntag Abend um 21 Uhr konnte man endlich tot ins Bett fallen.